Nassfutter-Check Teil 1
Ich war für euch shoppen. Angelehnt an den Artikel der Stiftung Warentest (hier ein Beitrag von Rebekka dazu) und die allgemeine Verunsicherung der Halter in Bezug auf eine ausreichende Versorgung ihrer Lieblinge, bin ich bei einer großen Kette vor Ort einkaufen gewesen. Dort habe ich verschiedene Nassfuttersorten für Hund und Katze eingepackt, die als Alleinfuttermittel deklariert sind.
Hier findet ihr nun mein Feedback zur ersten Nassfutterdose für Hunde.
Analyse Nassfutter Nr. 1
Deklarierung:
47 % Rind (Fleisch, Lunge, Leber, Euter, Nieren, Herz), 15 % Hirschfleisch, 6 % Apfel, Calciumcarbonat, Natriumchlorid
Analytische Bestandteile:
Protein 11 %, Fettgehalt 8,5 % Rohfaser 0,5 %, Rohasche 1,8 %, Feuchtigkeit 77 %
Ernährungsphysiologische ZUSATZstoffe (heißt, dass diese fertige Mineralstoffmischung zugegeben wurde):
Die einzelnen Bestandteile, wie z. B. Jod, sind dort nur als Zahlenkürzel zu finden. Um zu verstehen, was da hinter steckt, müssen diese Zahlenkürzel erst gegoogelt werden. Diese Kürzel stehen u. a. in der Futtermittelverordnung.
Das Produkt wirbt mit 100 % frische Zutaten (die allerdings trotzdem erhitzt sind) und „Made in Germany“. Das bedeutet allerdings nur, dass es in Deutschland hergestellt wurde und heißt nicht, dass die Zutaten nicht doch um die halbe Welt geschippert wurden. Produziert wurde die Dose bei einem Lohnabfüller. Dieser ist durch den Zahlenstempel identifizierbar.
Der Aufdruck „Ohne Getreide und ohne Gluten“ soll den Käufer vermutlich zusätzlich davon überzeugen, dass dies ein gutes Produkt ist. Quasi wie „veganes Waschmittel“ oder so.
Auf Nachfrage beim Hersteller, hat man mir zeitnah und freundlich geantwortet. Es gibt allerdings keine vollständige „Vollanalyse“ zu dem Produkt. Diese liegt zu den folgenden Bestandteilen vor:
Ca: 0,22 %
P: 0,18 %
Na: 0,24 %
K: 0,25 %
Mg: 0,02 %
Zugesetzte B-Vitamine/kg
B2 = 6 mg
B6 = 2 mg
B12 = 75 ug
Niacin 15 mg
Pantothens. 12 mg
Biotin 300 ug
Cholin 1200 mg
Vit. A 18.000 IE/kg
Vit. D 300 IE/kg
Vit. E 40 mg/kg
Zink 30 mg/kg
Kupfer 7 mg/kg
Jod 0,5 mg/kg
Eisen 65 mg/kg
Niacin 15 mg/kg
Riboflavin 7 mg/kg
Zu Vitamin B1 gab es keine Auskunft.
Ich habe mich an die empfohlene Fütterungsempfehlung des Herstellers für einen 18 kg schweren Hund gehalten und mit einer Futtermenge von 800 g/Tag gerechnet. Grundlage sind die Bedarfswerte nach NRC. Das sieht dann so aus:

Ein Augenmerk liegt auf über 300 % Rohproteinanteil! Wer schon einmal von PEQ gehört hat (Protein-Energie-Quotient), den interessiert sicher auch, dass dieser zwischen 15 – 18 liegen sollte. Hier liegt ein Wert von 24 vor. Das bedeutet, dass zu viel Energie aus Protein gewonnen werden muss. Dies ist ineffizient und durch die überwiegende Nutzung von Proteinen zur Energiegewinnung entstehen harnpflichtige Stoffwechselprodukte, die die Niere belasten können.
Die Deckung des Energiebedarfs liegt bei 6150 kcal/ Woche (ja, ich rechne in kcal – für MJ bin ich zu alt ), ein aktiver, junger Hund benötigt wöchentlich 6423 kcal, ein normal aktiver 5954 kcal. Somit ist der Energiebedarf gerade eben (rechnerisch) gedeckt.
Zum Preis:
Im 6 x 800 g Sparpack 8,99 Euro. Das wären dann 1,87 Euro /kg und somit ca. 1,50 Euro/Tag an Futterkosten.
Und nun?
Was würde ich jetzt ändern oder ergänzen?
Zunächst einmal würde ich Fett ergänzen. Das erhöht den Energiegehalt, so dass der Bedarf besser gedeckt ist und korrigiert den PEQ nach unten, so dass – auf Dauer gefüttert – die Nierenbelastung geringer sein sollte.
Zudem würde ich auf jeden Fall ein gutes und frisches Omega 369 Öl auf Fischölbasis dazugeben, um den epa/dha Bedarf (Bedarfsdeckung wichtiger Fettsäuren) abzudecken.
Ebenso kommt der Linolsäurebedarf zu kurz. Hier kann man ganz einfach verschiedene geriebene Nüsse und Kerne nutzen, wie Sonnenblumenkerne, Paranüsse, Kürbiskerne usw.
Macadamia bitte nicht!
Fazit
Mit ein wenig Anpassung kann man dieses Nassfutter nutzen. Wer ein wenig mehr Geld locker machen kann, sollte eher zu einer Dose mit einer aussagekräftigeren Deklarierung und einer Vollanalyse greifen.
Empfehlen möchte ich noch den Blick in die Checkliste zum bedarfsgerechten Futter